Die Galerie Christian Lethert freut sich, neue Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Jill Baroff zu präsentieren. Zu sehen sind 31 Zeichnungen ihrer Tide Drawing Serie, »Eddies«, eine aktuelle Serie von Papierarbeiten und ein neues Künstlerbuch. Darüber hinaus freuen wir uns, Ihnen mit einem Videoportrait von Luisa Stricker einen Einblick in die künstlerische Praxis von Jill Baroff zu geben.
Der Titel der Ausstellung, »The Hours«, bezieht sich auf den Originaltitel von Virginia Woolfs bahnbrechenden Roman »Mrs. Dalloway«, in dem die Autorin die innere und äußere Zeit zu einer bewusstseinsgesteuerten zirkadianen Erzählung verwebt. Die in der Ausstellung präsentierten Werke stellen Bewegungsmuster dar, die die Natur durchströmen und von der Künstlerin in zarte handgezeichnete Arbeiten auf Papier übersetzt wurden.
Die in der Galerie gezeigte mehrteilige Arbeit »New York Harbor (12. August – 11. September 2021)« ist der dritte Zyklus eines Projekts, das sich nunmehr über drei Jahrzehnte erstreckt und 2001 kurz nach dem Anschlag auf das World Trade Center begann. Auf der Suche nach einem Gefühl der Kontinuität in Naturphänomenen, um sich wieder mit einer Welt zu verbinden, deren Bedeutung erschüttert worden war, begann Jill Baroff Möglichkeiten zu erforschen, die Bewegung der Gezeiten rund um die Stadt zu kartieren, an deren Gewässern sie aufgewachsen war. Das Ergebnis war »New York Harbor (31. März – 30. April 2005)«, das sich in der Sammlung des Museum Folkwang in Essen befindet. Alle drei seitdem entstandenen Serien sind von Hand mit pigmentierter Tinte auf Japanischem Gampi-Papier gezeichnet, das anschließend auf ein Aquarellpapier aus Baumwollfasern aufgezogen wird. Das Gampi-Papier wird während des Aufziehens in Wasser getaucht, was dem präzisen Linienraster feinste Bewegungen verleiht.
Eine andere Art von Strom führte die Künstlerin auch zu ihrer neuen Serie »Eddies«. Wenn der Lauf eines Flusses mit einem Hindernis konfrontiert ist, wird die Strömung oft zurückgedrängt und um das Objekt herumgeführt, dabei wird ein Strudel erzeugt, ein ruhig, wirbelnder, stiller Bereich direkt unterhalb des Hindernisses. Diese wirbelnden Bewegungen übersetzt die Künstlerin in farbige sowie schwarz-weiße Zeichnungen auf Japanischem Gampi-Papier. Die Serie wird begleitet von einem Künstlerbuch mit dem Titel »Leporello: Currents«, 2023, das zwölf dieser »Eddies« und einen kurzen Text vereint. Das Leporello, ein Buch in Form eines langen Papierstreifens, gefaltet wie eine Ziehharmonika, kann wie der Strom eines Flusses betrachtet werden.
Das Anfang des Jahres entstandene Videoportrait über die Künstlerin Jill Baroff gibt einen Einblick in ihre Arbeitsweise und ihr Atelier, das am Rande des Hudson River in einer vielfältigen Flora und einer lebendigen Fauna irgendwo im Norden New Yorks liegt.