Die Ausstellung The Seagull Constellation des Künstlers Pius Fox vereint bereits im Titel eine Vielzahl an Assoziationen und Lesarten. Dementsprechend vielfältig ist seine zweite Ausstellung in der Galerie, in der er neben Malerei auf Leinwand, Holz und Aluminium, auch Papierarbeiten, Werke aus Glas und Fotografien in abstrakter sowie figurativer Manier vereint.
Das Geräusch von kreischenden Möwen begleitete Pius Fox während der Arbeit für seine Ausstellung – und das, obwohl sich sein Atelier mitten in Berlin und keineswegs entlang der Küste befindet. Große Silbermöwen, die als ›Kulturfolger‹ bezeichnet werden, haben sich seit einigen Jahren in der Hauptstadt niedergelassen. Weit über den sicht- und hörbaren Vögeln findet sich am nächtlichen Himmel unweit des Sterns Sirius ein diffuser Nebel, dessen kosmische Wolken eine Konstellation mit vogelähnlichen Umrissen aufweist und als Möwennebel bezeichnet wird.
Auf der fast 10 Meter langen Wand im hinteren Raum der Galerie entwirft Fox seinen ganz eigenen Kosmos. Werke unterschiedlichster Formate hängen teils vereinzelt, teils in kleinen Gruppen zusammen. Der Künstler spielt mit Analogien und Verbindungslinien, die Farbverläufe, Formen, Motive oder auch nur entfernte Assoziationen aufgreifen. Der treffende Titel einer kleinformatigen Arbeit auf Aluminium lautet dann auch »Spur«, darauf vielleicht ein labyrinthisch verschlungener Weg, den sich die Betrachtenden selbst erschließen dürfen.
Wie in einem Fries angeordnet, hängen auf der gegenüberliegenden Wand geradezu in Opposition gerahmte Zeichnungen mit grafisch anmutenden Formationen, vereinzelt dazwischen finden sich Porträts. Eines fällt aus der Reihe und lehnt auf der Fensterbank: »Pablo (deconstruction of the Größenselbst)«. Doch der Titel von Fox‘ Arbeit verdeutlicht eine durchaus kritische Auseinandersetzung mit dem als ›Leitstern‹ gefeierten Universalkünstler, in dessen Werk auch unzählige Vögel (Tauben) auftauchen. Fasziniert von der Vielseitigkeit und Schöpferkraft des Künstlers, der als Maler, Grafiker, Illustrator, Keramiker, Bühnenbildner, Zeichner, Radierer und sogar Dichter arbeitete, kann dessen Selbstverständnis als männlicher Künstler heute, 50 Jahre nach dessen Tod, nur noch befremden. Ob neben dem Porträt auch die Glasarbeit »Bruchstücke (die gefallene Wolke)« aus der Beschäftigung mit Picasso entstand: eine Vermutung. Belegt ist hingegen, dass Picasso gemeinsam mit Georges Braque durch den Kubismus die Illusion der einen stabilen Sicht auf die Welt widerlegt hat und es von da an möglich war, alle Perspektiven auf einmal einzunehmen.
Diesen bedingungslos offenen Blick auf die Welt, gepaart mit Neugier und Experimentierfreude, spürt man auch in der Ausstellung The Seagull Constellation.
