Max Sudhues Auseinandernehmen

07.09.2012 - 13.10.2012

Mit AUSEINANDERNEHMEN zeigt die Galerie Christian Lethert die dritte Einzelausstellung des in Berlin lebenden Installations- und Videokünstlers Max Sudhues (*1977).

Der Titel der Ausstellung ist im deutschen wie im englischen in viele Richtungen, sowohl technisch als auch menschlich, auslegbar und bezieht sich auf die konzeptionelle Werkgruppe, die im Rahmen der Ausstellung zum ersten Mal präsentiert wird. Mit Pinzette und Schraubenziehern hat Max Sudhues zwei defekte Videobeamer geöffnet und in ihre Einzelteile zerlegt. Dieser anatomische Prozess und das dabei gewonnene Material mündeten in eine Serie von Arbeiten, die einen weiten medialen und inhaltlichen Bogen spannen und die hierfür verwendeten Stoffe auf ihre künstlerische Verwertbarkeit überprüfen. Die Innereien der ausgeweideten Digitalgeräte finden zu neuer formaler und narrativer Bedeutung, indem sie durch diverse analoge und digitale, alte und moderne Projektions- und Präsentationstechniken von neuen Seiten beleuchtet werden.
Diese Überreste des Digitalen aus Plastik, Draht und Glas finden in der Installation »Shadows Of The Future« ihren Platz auf der Oberfläche eines analogen Overheadprojektors. Die so entstandene farbige Lichtskulptur auf dem Gerät konterkariert mit ihrer eigenen Projektion an der Wand, die sich in ihren eigenen Schatten aufzulösen scheint.
Das schrittweise und forschende Anordnen der Einzelteile auf dem Glas des Overheads ist in der 80-teiligen Diaprojektion Progressionen dokumentiert. Die schnell aufeinander folgenden Diaprojektionen zeigen sich nach und nach verändernde Bilder und graphische Elemente, die zwischenzeitlich sowohl an konstruktivistische Kompositionen oder auch an defekte Kirchenfenster erinnern. Die Diaprojektion ist unter anderem beeinflusst von den animierten abstrakten Farbkompositionen der Animationspioniere Oskar Fischinger und Harry Smith aus den 1930ern und 1940ern Jahren.
In der Videoarbeit »Phase« wiederum werden genau diese Elemente zu fantastischen, surrealen Ensembles inszeniert. Mögliche Architekturen der Zukunft und futuristische (Stadt-) Landschaften werden hier mit den minimalsten Mitteln entworfen und auf Video festgehalten. Im Lichtstrahl tanzende Staubkörner und temporäres Zittern durch die Lüftung des Overheadprojektors, auf dem die umfunktionierten Einzelteile von unten beleuchtet gefilmt wurden, stellen die einzige Bewegung in diesem Videoloop dar und werden durch einen noch funktionierenden ›Kollegen‹ an die Wand projiziert.
Eine sechsteilige Siebdruckserie übersetzt schließlich die ausufernde Material- und Formerforschung des Künstlers in reduziertester Form und mit Hilfe eines traditionellen, sozusagen hyperanalogen Reproduktionsverfahrens auf die papierne Fläche und erweitert damit zusätzlich Sudhues‘ künstlerische Sprache. Die in einem seriellen Druckverfahren hergestellten Blätter sind dennoch allesamt Unikate, die sich durch Manipulationen und kalkulierte ›Fehler‹ im Siebdruck voneinander abheben und unterscheiden.

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