Lutz Fritsch ist bekannt für seine ortsspezifischen Großskulpturen. In der Ausstellung »Antarctica« in der Galerie Christian Lethert wird das Bestehen einer dieser Skulpturen gefeiert: 20 Jahre »Bibliothek im Eis«. Neben dokumentarischen Einblicken sind Filme, Zeichnungen sowie neue Arbeiten zu sehen, die von der Beschäftigung und Faszination des Bildhauers mit den unendlichen Weiten der Antarktis und Arktis zeugen.
Am 19. Januar 2005 wurde unweit der in der Antarktis liegenden Forschungsstation Neumayer II (seit 2009 Neumayer III) ein Container ins Eis gesetzt. Der 20-Fuß große, speziell isolierte und ausgebaute Container umfasst die südlichste Bibliothek der Welt. Lutz Fritsch, der als erster Künstler an drei Expeditionen des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in die Antarktis und die Arktis teilnahm, hat diese Skulptur, dieses Kunstprojekt erdacht: als Raum für den Austausch zwischen Wissenschaft und Kunst. Tatsächlich befinden sich in der Bibliothek mittler-weile mehr als 800 Bücher. Diese werden auf Einladung von Lutz Fritsch von Wissenschaftler:innen und Künstler:innen gestiftet und mit einer Widmung versehen. Den Überwinterern, die 15 Monate in dieser unwirtlichen Umgebung ihrer Forschung nachgehen, hat der Künstler eine grüne Oase, einen Ort voller Geschichten geschenkt.
In der Ausstellung zeugen Skizzen, Fotografien und ein Dokumentarfilm von der Entstehung und Realisierung des Projektes. Seinen Blick richtete Lutz Fritsch in die unendlichen Weiten, auf das Eis in seinen unterschiedlichen Schattierungen, sein Brechen und Reißen oder dem Treiben auf schwarzem Wasser. Die Eindrücke hielt er mit Fotoapparat und Kamera fest oder bannte sie unmittelbar auf Papier. Auf den im hinteren Raum ausgestellten Arbeiten »Packeis I-VI«, 1994 fing er das ihn umgebende Packeis samt Wind und Seegang in seinen vielfältigen Schraffuren mit Aquarell und Graphit ein. Ebenfalls im hinteren Raum läuft der Film »Balance«, 2005, der Lutz Fritsch bei seiner künstlerischen Forschung zeigt, die Befindlichkeit dieses Extremraumes zu erkunden. Der »Antarktis-Block«, 2005, ausgestellt im ersten Raum, vereint 16 Aquarelle von im Packeis festgefrorenen Eisbergen in unterschiedlichsten Lichtsituationen, wobei der Künstler den Fokus auf die Schattenseiten und deren faszinierenden Farbvarianzen legte. Neue Wandarbeiten, gleiten wie Meereis-Schollen, die in weiß und blau Nuancen changieren, über die Ausstellungswände. Die Maßstabslosigkeit und Einsamkeit, die der Künstler in den weißen Schnee- und Eiswüsten erfahren hat, spiegeln sich auch in diesen Arbeiten wider.
In einer sich rasant verändernden Welt lädt die Ausstellung »Antarctica« zu einer Auseinandersetzung mit der fragilen Schönheit der natürlichen Welt und dem Wert von Kultur ein.







