GROUPSHOW

27.01.2012 - 17.03.2012

Wir freuen uns im Rahmen des diesjährigen Cologne Contemporaries Wochenendes unsere sechste Groupshow mit Arbeiten aller Künstler der Galerie präsentieren zu können. Erstmals zeigen wir in unseren Räumen eine Papierarbeit des New Yorker Künstlers Joe Fyfe (*1952), dessen Einzelausstellung wir im kommenden Juni eröffnen werden, und eine Aluminiumarbeit der in London lebenden Künstlerin Rana Begum (*1977), deren Arbeiten wir im Laufe des kommenden Jahres ebenfalls in einer Einzelausstellung zeigen werden.

Im Eingangsbereich der Galerie spannt der Düsseldorfer Künstler Kai Richter (*1969) seine Installation »m« aus DOKA Balken in den Ausstellungsraum. Mit dem im Bauwesen sonst horizontal verwendeten Baustoff verknüpft Richter den Raum vertikal von der Decke bis zum Boden.
Weiter zeigen wir im ersten Raum eine großformatige 3-teilige Fotoarbeit der Düsseldorfer Künstlerin Katharina Sieverding (*1944). Das mysteriöse Licht dieser Fotografie geht von einer Sonnenfinsternis aus. Es handelt sich hierbei also um eine verdeckte Strahlung, die an den Rändern wieder hervorbricht. Das Gesicht der Künstlerin scheint im Begriff zu sein den Kopf zu heben, aufzublühen, um neue Energie zu entfalten. Das ihr Portrait überlagernde Kreisraster evoziert eine serielle Anordnung von Sonnen, mit denen Sieverding sich auch in ihren jüngsten NASA Sonnenarbeiten beschäftigt. Die Arbeit ist Teil der Werkserie Sonne, die Erde »imprägnierend«, die vom Bewusstsein der Eingebundenheit in kosmische Zusammenhänge und Energiehaushalte zeugt.
Rana Begums (*1977) Arbeiten auf Aluminium und Papier bedienen sich einer konkreten Formensprache. Sie sind inspiriert durch das ungeordnete und laute Durcheinander der Großstadt, aus dessen urbanem Chaos die Künstlerin geordnete Muster und Momente herausfiltert und dann formal isoliert. Dabei versucht sie den Betrachter zu involvieren und aus der passiven Situation heraus in eine aktive Wahrnehmung ihrer Arbeiten einzubeziehen. Ein Herum schreiten um die farbig lackierten Aluminiumstäbe führt zu immer neuen Perspektiven und Farbwahrnehmungen, bei denen sich der Betrachter seinen perfekten Ordnungspunkt selbst bestimmen kann. Ihre dreidimensionalen Wandarbeiten greifen Formen und Materialien der urbanen und architektonischen Umwelt auf und sollen den Blick auf die Schönheit des Großstadtlebens – wie eine Art Seh-Übung – schulen.
Exemplarisch hierfür zeigen wir die Arbeit »No. 269«.
Max Sudhues (*1977) Fotocollagen »Trigger Copy« sind im intensiven Forschungsprozess am Fotokopierer und Scanner entstanden. Das Licht, Sudhues bevorzugtes Medium, ist hier zwar noch präsent, aber nicht mehr als Leuchtmittel, sondern in Form von zweidimensionalen Papiercollagen, in denen das abtastende Licht eines Fotokopierers oder Scanners die bildhauerischen Möglichkeiten erweitert. Fotografische Motive aus der Bildersammlung des Künstlers wurden kopiert und dann wiederum mit Orangen (-netzen) ›überkopiert‹. Jede Störung im Bild ist auf technische Zufälle, wie z.B. Kratzer auf der Glasfläche des Kopierers, zurück zu führen. Bildnerisch mischen sich tonerschwarze Flächen mit übriggebliebenen, gerade noch zu erkennenden Ausschnitten von Landschaft und Architektur mit denen im Vergleich überdimensionierten, an Himmelskörper erinnernde, Rundformen der Südfrüchte und den graphischen Strukturen der Plastiknetze.
Im zweiten Ausstellungsraum zeigen wir Papierarbeiten der New Yorker Künstlerin Jill Baroff (*1954). Die »Conforming Pairs« sind Teil der Werkgruppe »Constructed Drawings«. Dabei erforscht jede Arbeit die physischen Gegebenheiten und grafischen Möglichkeiten des Papiers und mit diesem selbst zu zeichnen. Der Titel »Conforming Pairs« beschreibt genau diesen Entstehungsprozess: das längere der beiden Streifen des japanischen Gampi Papiers muss so gefaltet werden, dass es dem oberen, begleitenden Papierstreifen entspricht.
Jorinde Voigt (*1977) entwickelt seit 2002 konzeptuelle Zeichnungen auf Papier, die sie Notationen und Partituren nennt. In ihren Notationen konstruiert Voigt ein gleichermaßen komplexes wie individuelles Ordnungssystem, um unsichtbare Prozesse unserer Gegenwart zu vermessen. In den Horizont Studien im zweiten Galerieraum faltet sich das Thema der elementaren Horizontalen in das Farbspektrum möglicher Horizontfarben auf. Das Nebeneinander der Linien ergibt einen eigenen Farbkomplex, der den farblichen Möglichkeitsraum benennt.
In den letzten Jahren haben wir bereits zwei Einzelausstellungen mit dem irischen und in Berlin lebenden Maler Fergus Feehily (*1968) gezeigt. Im Rahmen der Groupshow präsentieren wir eine von Feehilys kleinformatigen Malereien. Der Titel »The Weight« (»Das Gewicht«) steht im Gegensatz zur Feinheit und Leichtigkeit der kleinen Bleistiftzeichnung in übermaltem Rahmen. Fergus Feehilys Arbeiten waren im vergangenen Jahr unter anderem in einer Einzelausstellung im Dallas Museum of Art zu sehen.
Gereon Krebbers (*1973) neue Skulptur Overhead aus Polyuretan und Sprühfarbe steht im Zentrum des zweiten Galerieraums. Der Kubus der Skulptur scheint sich nach unten hin in eine wurmartige Masse aufzuweichen und zu deformieren. Mit seinen meist humorvollen Formfindungen bedient sich der Kölner Bildhauer einem scheinbar unerschöpflichen Repertoire an neuen und ungewöhnlichen Materialien, wie Gelatine, Frischhaltefolie oder Sprühschaum.
Im vergangenen Herbst haben wir Daniel Lergons (*1978) neue »ANTUMBRA« Werkgruppe schwarzer Bilder präsentiert. Zur diesjährigen Groupshow zeigen wir Ihnen eine neue großformatige Papierarbeit des Berliner Künstlers. Dabei verwendet Lergon pulverisiertes, mit Wasser verdünntes Metall, das er mit großen Quastenpinseln auf das Blatt aufträgt. Im Gegensatz zu Lergons licht reflektierenden Malereien auf retroreflexivem Untergrund absorbiert die Metallpigment Zeichnung das Licht fast gänzlich.
Der New Yorker Künstler und Kunstkritiker Joe Fyfe (*1952) setzt sich sowohl kritisch als auch formal stark mit den Prinzipien der zeitgenössischen vietnamesischen Kunst auseinander, die er in Asien studiert und untersucht hat. Seit Jahren stellt er seine Arbeit in Vietnam aus und absorbiert in langen Aufenthalten das oft abstrakt-dekorative Moment der vietnamesischen Malerei. Seine feinsinnigen Materialcollagen bestehen aus vorgefundenen Stoffen, Fahnen, Filz, Holz und Reispapier, wie auch die Papierarbeit »Mixed Materials« von 2011.
Im hinteren Raum der Galerie präsentieren wir »Weiss Schwarz« des Düsseldorfer Malers Imi Knoebel (*1940). Entgegen der sonst farbigen Aluminiumarbeiten setzt Knoebel hier ein weißes und ein schwarzes Dreieck gegenüber, die als Ganzes zu einem minimalistischen Trapez werden.
In den letzten Jahren hat die niederländische Künstlerin Nelleke Beltjens (*1974) ihre ungewöhnliche und eigenwillige Auffassung von Zeichnung konsequent weiterentwickelt. Zu den Grundprinzipien ihrer Arbeit gehört die Fragmentierung der Linie, die durch die Auflösung in zahlreiche kurze, senkrecht zur Linienerstreckung stehende Striche als zeichnerisches Grundelement infrage gestellt und in eine rhythmische Struktur transformiert wird. Aus der Übereinanderlagerung unzähliger farbiger Striche in »Turmoil #2« ergeben sich schwebende, Schwarmartige Strukturen voller Bewegung. Im letzten Herbst hat das belgische Museum Dhondt-Dhaenens in Deurle eine große Gemeinschaftsausstellung mit Arbeiten Nelleke Beltjens und Jorinde Voigt gezeigt, die im kommenden Sommer in die Villa Zanders nach Bergisch-Gladbach wandern wird.
In seinen kleinformatigen Aquarellen aus der Serie »Tiefe See« setzt Lutz Fritsch (*1955) tiefblaue, undefinierbare, amorphe Flächen exakten, roten Stäben gegenüber. Die Arbeiten entstanden in der Auseinandersetzung mit den nachhaltigen Eindrücken die Fritsch während seiner Reisen in die Arktis/Antarktis gesammelt hat. Die undefinierbare Wasseroberfläche des Meeres erscheint bei Windstille tiefschwarz und ohne Relation zu bekannten Formen. Fritsch stellt seine roten Stäbe diesen amorphen tiefblauen Flächen gegenüber, bietet ihnen damit einen Referenzpunkt und hält ihre Formlosigkeit in Schach.

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