Die Galerie Christian Lethert freut sich sehr über die erste Einzelausstellung der Künstlerin Alicia Viebrock, in der sie farbgewaltige wie auch zartere Malereien verschiedenster Formate präsentiert. »Ragazzi inc.« lautet der Titel der Ausstellung. Genau diesen Namen würde Alicia Viebrock auch ihrer potenziellen Firma geben. Gesellschaftliche Zuschreibungen sowie das Gebaren des Kunstmarkts wandelt die Künstlerin in einem Akt der Selbstermächtigung kurzerhand um und macht sich zur Protagonistin ihrer Narration.
Betritt man den hinteren Raum der Galerie, erblickt man zwei Leinwände, die mit kraftvollem Pinselstrich in gestisch expressiver Manier bemalt und doch ganz unterschiedlich sind. Während die Leinwand von »Good Mood, Lost Keys« weiß grundiert wurde und die Komposition sich fast über die ganze Fläche ausdehnt, erhält in der Arbeit »Italics« die Malerei aus Acryl und Tusche mit dem Malgrund aus reinem Leinen einen spannenden Kontrapunkt. Die dynamische Malerei tanzt in einer unaufhaltsamen Vorwärtsbewegung über die Fläche. Die Farbe fließt, sie spritzt und zeugt von einer starken körperlichen Präsenz. Dass die Künstlerin ihre Arbeiten auf dem Boden liegend zu malen beginnt und die Farbe somit nicht nur eine Laufrichtung kennt, verstärkt den expressiven Charakter.
Richtet sich der Blick auf die gegenüberliegende Wand, hängen dort zwei Werke, in denen die Künstlerin noch weitere malerische Modi ausgelotet hat. Der Malgrund nimmt zunehmend Raum ein. In der Arbeit »Sonder« vermischt sich dieser an den Rändern mit schimmernden Pigmenten und die Malerei verteilt sich in eigenständigen, inselartig wirkenden Gebilden mit teils fließenden, teils zeichnerischen Momenten über die Fläche. Bei »Beginn«, einer 200 x 300 cm großen Arbeit, ist die Grundierung nicht flächendeckend; Auftrag und partielle Auslassungen erheben sie zum Teil der Malerei. Hinzu treten nur vereinzelte, farblich reduzierte Farbgebilde, teils präzise gesetzt, teils in unvorhersehbaren Farbverläufen verschlungen.
Die Werke der Künstlerin Alicia Viebrock – seien sie intensiv oder reduziert in ihrer malerischen Geste – vereint eine ungemein eindrückliche Energie sowie eine feine Balance zwischen geplanter Komposition und intuitiver malerischer Freiheit.




