»Kompartimento« lautet der Titel von Gereon Krebbers Ausstellung, der eine intensive und kritische Auseinandersetzung mit Materialien vorausgegangen ist. Dem künstlerischen Experimentierwillen steht ein rasanter Wahrnehmungswandel gegenüber. Auf Revision folgt Transformation, die Ergebnisse dieser Krisenbewältigung und Neubewertung stellt der Bildhauer nun über zwei Etagen in der Galerie Christian Lethert aus.
Beim Betreten der Galerie konfrontiert einen der Künstler sogleich mit einer in der Luft hängenden Bronze. »Und überhaupt (Aureturn #1)«, 2013/24 wirkt wie ein massiver, verhärteter Tropfen, dessen Anbringung in lichter Höhe für gewisse Beklemmung sorgt.
Mittig im Raum hat Gereon Krebber die großformatige aus vielen einzelnen Modulen bestehende Bodenskulptur »Alle Pronomen«, 2024 positioniert. In die Metallgestelle sind verschiedenste Materialien wie Schichtholz, Wachs oder Beton als Stellvertreter eingelassen. Wie eine Sammlung von Materialproben in einer Datenbank, die der Künstler gesichert hat, um sich für die Zukunft zu wappnen.
Dahinter lehnen an der Wand »Jicksticks«, grasgrüne teils drei Meter hohe Stangen aus geschliffenem Schichtholz, die nach unten konisch zulaufen und ihrem Gegenüber mit harter Kante begegnen. Handelt es sich um Schläger, Speere oder Werkzeuge des Künstlers und fordern sie gar zur Partizipation auf? Es geht eine verstörende Ambivalenz von ihnen aus, die sich auch in der Arbeit auf der gegenüberliegenden Wand wiederfindet. Morbide in Schleim und Farbe getränkte Gebilde tropfen von einem plan an der Wand befestigten und seiner ursprünglichen Funktion beraubtem Geländer.
lm unteren Raum begegnet man weiteren Ausläufern der hängenden Bronzeobjekte, diesmal aber auf Augenhöhe. An der Wand hat Gereon Krebber in einem Fries mehrere Keramiken aus der Serie Kompartimento platziert. In dunkle, düstere Farben gehüllt oder in einem bunten Farbrausch glasiert, scheinen die rasterförmigen, plastischen Fragmente Erzählungen aus der Vergangenheit zu konservieren, als sie noch Teil von einem Ganzen waren.
Wie im Begriff Transformation enthalten, handelt es sich um ein ›(Hin) Über-/Umformen‹, es wird nichts genuin Neues erzeugt, das nicht mit etwas bereits Existierendem verbunden ist. In den Werken von Gereon Krebber führen transformatorische Prozesse zu kompromisslosen Neuinterpretationen.