Christiane Baumgartner Licht-Bilder

03.06.2016 - 23.07.2016

Die Galerie Christian Lethert freut sich, die erste Einzelausstellung mit Christiane Baumgartner (*1967), eine der innovativsten Künstlerpersönlichkeiten zeitgenössischer Druckgrafik, ankündigen zu können. Neben monochromen Holzschnitten werden neue mehrfarbige Arbeiten aus der Serie »Cosmic Fruits« erstmals ausgestellt.

Die Arbeiten der Leipziger Künstlerin beruhen auf einem Bild – Foto, Video, Dokumentarfilm – auf das sie gestoßen ist oder das sie selber herstellt und dann in die traditionelle Form des Holzschnitts überführt. Das Raster aus horizontalen Linien, das sie für die Übertragung erstellt, deutet die Bilder nur mehr an und muss je nach Abstraktionsgrad aktiv ergänzt werden. Baumgartner setzt diese Abstraktion oder Vergröberung der Wahrnehmung ein, um Konzepte von Zeit, Raum und Bewegung sowie deren Darstellbarkeit zu verhandeln.
Das fast zwei mal drei Meter große Werk »Storm at Sea« (2013) zeigt eine riesige Welle, für das Baumgartner ein vom Fernseher abgefilmtes Bild als Ausgangsmaterial diente. Aufgrund der Überlagerung von Aufnahme- und Wiedergabemedium hat sich das visuelle Phänomen des Moiré-Effekts eingestellt, die Künstlerin versteht jedoch diese Störung gekonnt für ihre Kunst zu nutzen. Film als Ausgangsmaterial nutzte Baumgartner auch für ihre weniger abstrakt wirkende Serie »Kleines Seestück I-IV« (2011). Das horizontale Linienraster der Holzschnitte erzeugt ein Flimmern, so dass sich die im Stillstand gebannten Szenen im Auge des Betrachters wieder beginnen zu bewegen.
Zwei neue Arbeiten, die auf eigenen Fotografien beruhen, tragen die Titel »Weisse Sonne« (2016) und »Schwarze Sonne« (2016). Assoziationen an eine Sonnenfinsternis stellen sich ein, bei der viele ungeachtet der Gefahr für die Augen zu lange in die Sonne blicken, da sich die Schutzmechanismen, das Verengen der Pupillen, nicht einstellt. Gefährliche Strahlung bekommt dreißig Jahre nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl allerdings noch eine ganz andere Dimension und zeigt einmal mehr, dass Baumgartners Arbeiten stets mehrere Bedeutungsebenen eröffnen. So vereint auch die Arbeit »Deep Water« (2013), ein Diptychon, das eine Reflexion in einem Kanal zeigt und im hinteren Raum der Galerie zu sehen ist, Schönheit und Katastrophe. Die Schönheit der Natur und ihre Verletzlichkeit, die in der Referenz auf Deepwater Horizon mitschwingt, der Ölkatastrophe im Jahr 2010, während der Baumgartner einen Aufenthalt in Birmingham verbrachte und das Ausgangsmaterial für die Arbeit entstand.
Im mittleren Raum sind vier Werke aus der neuen Serie »Cosmic Fruits« (2016) erstmals zu sehen. Mehrfarbige Arbeiten finden sich im Œuvre der Künstlerin nur vereinzelt, um so aufregender ist es, diese geradezu sphärischen, planetenartigen Gebilde, die in Farben wie grün, orange oder violett leuchten und deren Konturen sich nur schemenhaft erfassen lassen, zu betrachten. Die Möglichkeit einer kontemplativen Erfahrung eröffnet sich und eine Versenkung ins Sehen.

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