Jill Baroff River of Shadows
PortfolioDie amerikanische Künstlerin Jill Baroff vereint in ihrer Online-Ausstellung im Eifelraum eine großformatige Bodenarbeit und fünf Zeichnungen aus der Serie der Tide Drawings. Der Titel »River of Shadows« reflektiert ihre künstlerische Beschäftigung mit der Darstellung von Zeit und jenen Bewegungsmustern, die die Natur durchfließen.
In ihren Tide Drawings erfasst Baroff Wasserstände an verschiedenen Orten in einem zuvor definierten Zeitraum und stellt diese visuell dar. Im Titel jeder Arbeit finden sich Ort und Zeitangaben, wie bei »New York Harbor, Sunday 1, 2, 2005«, 2007 Wetterphänomene wie bei »Baltic Blizzard«, 2022, die teils auch schon lange zurückliegen wie bei »The Great New England Hurricane of 1938«, 2024. Die Messwerte, die die Grundlage der Zeichnungen bilden, sind im Internet frei abrufbar. Die Künstlerin überträgt das numerische System mit Zirkel und Tusche in ein visuelles aus konzentrischen Kreisen. Die so entstehenden individuellen Muster sind Aufzeichnungen von Ebbe und Flut und stellen eine Verbindung her zu bereits vergangenen Zeiten. Sie ermöglichen ein Innehalten und führen der Künstlerin, die selbst in den Gewässern rund um New York aufgewachsen ist, aber auch immer eindrücklicher den Wandel der Gezeiten und zunehmenden Wetterextreme vor Augen.
So prägend, wie das Leben am Wasser für ihre künstlerische Praxis ist, so haben sich auch die Jahre, die sie in Japan gelebt hat, in ihrem Werk manifestiert. Neben der Erforschung von Japanischem Gampi Papier hat sie die Bedeutung ›leerer‹ Räume in der japanischen Architektur studiert. Besonders fasziniert war die Künstlerin von den Effekten traditioneller Tatami-Böden, deren gewebte Oberflächen auf wundersame Weise die Wahrnehmung von Dunkelheit und Licht verändern, wenn man sich durch Räume und Gebäude bewegt. So begann sie die Arbeit an einer Reihe von Bodenskulpturen, den Corrugated Floor Works. Dazu gehört auch die ausgestellte 104-teilige Bodeninstallation von 2007 aus gelb gefärbtem Wellkarton, deren monochrome Oberflächen je nach Beleuchtung und Blickwinkel unendlich nuancierte Farben annehmen. Die Anordnung der 30 x 30 cm großen Einzelteile richtet sich nach den spezifischen räumlichen Bedingungen und folgt zugleich der mathematischen Fibonacci-Reihe (1, 1, 2, 3, 5, 8, usw.). Das Zusammenspiel von Konzept und Offenheit, zeugt von einer sensiblen Erfassung der Umwelt, einer großen Materialsensibilität und einem tiefen Verständnis von Raum und Zeit und wie sich darin die Parameter stetig verändern.
Während die Zeit unaufhörlich voranschreitet, fordern die ausgestellten Arbeiten eine langsame Betrachtung und ermöglichen dafür einen mit der gewesenen Zeit und zugleich mit dem Hier und Jetzt zu verbinden.









