Gereon Krebber blipplings

30.10.2015 - 19.12.2015

Der Bildhauer Gereon Krebber (*1973) bestreitet mit blipplings seine vierte Einzelausstellung in der Galerie Christian Lethert. Mit seinen neuen Arbeiten greift er Themen wie Groteske und Zerfall als skulpturale Form auf. Er beweist einmal mehr sein Gespür für Formen und seinen unkonventionellen Umgang mit Materialien.

Im vorderen Raum der Galerie präsentiert Krebber eine neue großformatige Skulptur, die er eigens für die Eingangssituation entworfen hat. Mehrere ovale Ringe aus Stahl, die zu einem Ensemble verbunden sind, stehen auf Stelen über dem Boden. Auf den einzelnen Querstreben hängt eine nicht genauer zu identifizierende Masse fahl und strähnig herunter. Hat man soeben eine Galerie betreten oder befindet man sich vielmehr inmitten einer Manege? Fängt das molekülartige Gebilde an, sich zu drehen oder springt ein anderes von Krebbers zum Leben erwachten Objekten im nächsten Moment durch die Reifen? Schaulust und Schrecken, das Abstoßende und Anziehende, Materielle und Fantastische begegnen sich im Raum. Unterschwellig entsteht eine spannungsreiche, lauernde Unruhe – als würde gleich etwas ›Untotes‹ zum Leben erweckt.

Ein ähnliches inneres Pochen kennzeichnet die neuen Wandarbeiten der Reihe »Surrogates«, an der er seit 2007/08 arbeitet. Krebber zeigt diese im hinteren Raum der Galerie. Auch hier ist das Material fremdartig geworden und kaum noch zu identifizieren: Es handelt sich um herkömmliches Klebeband, das in unzähligen Schichten über eine Folienfüllung gespannt, mit Hitze versehrt und mit Farbe besprüht wurde. Die Form wird so perforiert, dass die Löcher unterschiedlich groß und tief werden. Diese Versehrungen geben den Blick auf die tieferliegenden Schichten und Farben und deren Zusammenspiel frei. Während der künstlerische Prozess gleichgeblieben ist, hat sich das Farb- und Formspektrum der Arbeiten stark weiterentwickelt. Den abstrakten Formen und biomorphen Strukturen der Objekte ist eine ambivalente Note gemein: Wie im Prozess ihres Entstehens, der sich zwischen Konstruktion und Destruktion bewegt, wirken die Gebilde einerseits organisch und belebt und andererseits ist ihnen die Zerstörung und der Verfall bereits eingeschrieben. Faszination und Horror schließen sich im Krebberschen Werk nicht aus, sondern liegen nahe, allzu nahe beieinander.

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