Pius Fox / Gereon Krebber THANK YOU ERROR

19.11.2021 - 28.01.2022

Die Galerie Christian Lethert freut sich, die Ausstellung THANK YOU ERROR zu präsentieren, die neue Arbeiten des Malers Pius Fox und des Bildhauers Gereon Krebber zeigt. Malerei, eine ewig totgesagte Kunstdisziplin, und Skulpturen aus Ton, die lange Zeit nur als Handwerkszeug galten, treffen in dieser Ausstellung aufeinander. Beide Künstler setzen sich bewusst mit der Tradition ihres Mediums auseinander und zeigen gleichzeitig, welch aufregende Kraft und unkonventionelle Möglichkeiten ihnen diese Disziplinen erlauben.

Pius Fox beschäftigt sich in seiner Malerei mit der Abstraktion der Wirklichkeit. Die meist geometrisch strukturierten Bildflächen basieren auf real existierenden Formen und Strukturen. Es geht jedoch nicht um deren Visualisierung, vielmehr eröffnen die Bilder Räume und entfalten ihre eigenen Erzählungen. Die Arbeiten entstehen in einem malerischen Prozess, in dem Schichten aufgetragen und teilweise wieder abgeschliffen oder ausgekratzt werden, bis die richtige Balance, der richtige Moment der Reibung entsteht. Dieser Ansatz erlaubt es ihm, in vielen Ebenen zu arbeiten, um eine faszinierende Tiefe zu erzeugen, ohne eine pastose Oberfläche zu schaffen. Während einige Linien oder Formen korrigiert, verschoben und leicht justiert werden können, sind andere unwiderruflich gesetzt und konstituieren das Bild, wie die drei Punkte in der Arbeit »Standpunkte«. Räume lösen sich in Formen und Fragmente auf, und anstelle von klaren Farben wählt Pius Fox eine zarte, gedämpfte Farbpalette aus Eitempera und Öl. Geschickt verhandelt der Künstler kunsthistorische Bezüge nicht nur mit seiner Farbwahl, die das vertraute Gefühl vermittelt, schon einmal vor dem Bild gestanden zu haben oder vage eine Erinnerung wachzurufen.

Während die Gemälde von Pius Fox zwischen 24 x 17 cm und 150 x 110 cm variieren und teils in Paaren oder einzeln an den Galeriewänden hängen, sind Gereon Krebbers Skulpturen auf dem Boden der Galerieräume platziert. Spannende Perspektiven ergeben sich aus der Kuration der Ausstellung, die einen Dialog zwischen den Materialien, künstlerischen Prozessen und unterschiedlichen Diskursen evoziert. Eine Blickachse wandert von der Arbeit »Solarnacht« zur davor platzierten Skulptur »Derelikt II«. Die vertikalen Streifen der Malerei vor einem Kosmos aus Blautönen findet sich in der Rasterstruktur der Skulptur und in der im Fluss erstarrten Glasur aus Grün- und Ockertönen wieder: das Rauschende, das Fließende konträr und doch vereint mit geometrischen, statischen Formen.

Die Skulpturen von Gereon Krebber zeichnen sich durch abstrakte Formen und biomorphe Strukturen aus. Allen gemeinsam ist ein lebendiges, vibrierendes Moment, als ob sie nur für kurze Zeit unter dem Blick der Betrachtenden versteinert wären. Die ausgestellten Werke sind zum Teil im Europäischen Zentrum für keramische Arbeiten (EKWC) in Oisterwijk, NL, entstanden, einer in Europa einzigartigen Institution in Bezug auf Wissen und Möglichkeiten im Umgang mit Keramik. Gereon Krebber, der dafür bekannt ist, dass er Materialien und Dimensionen bis an die Grenzen ausreizt, hat die Zeit produktiv genutzt, um das EKWC-Team und sich selbst herauszufordern. Wir freuen uns, seine sogenannten »Tnösis« zu zeigen, die er in Anlehnung an Bienenstöcke gebaut hat. Die Skulpturen sind aus glasierter Keramik und Lüster gefertigt, im Inneren beherbergen sie tatsächlich Einsätze für die Bienenhaltung. Die ausdrucksstarken Farben der Glasuren erinnern an die reiche Flora, und auch die Tatsache, dass Bienen Rüsseltiere sind, scheint sich in der Form widerzuspiegeln. Die »Smavos«, eine Gruppe von 12 Unikaten auf einer Stahlrampe, erinnern an Muscheln, in denen zuckende, wirbelartige organische Gebilde liegen. Die Oberflächen glänzen glatt und faszinierend, aber die deformierten Formen lassen einen unweigerlich erschaudern. Als Bildhauer der Ambivalenz lässt Gereon Krebber in dieser Bodenskulptur sowohl hochästhetische als auch verstörende Momente aufeinandertreffen.

Darüber hinaus freuen wir uns, William Cobbing als Gastkünstler auszustellen, dessen künstlerische Praxis ein breites Spektrum an Medien umfasst, darunter Videoarbeiten, Fotografien und Installationen. Während seines diesjährigen Aufenthalts im Europäischen Zentrum für keramische Arbeiten (EKWC) fertigte Cobbing eine Reihe maskenartiger Wandkeramiken an. In diesen Werken wird der Ton durch Fingerabdrücke gestochen und pockennarbig, was den taktilen Prozess der Herstellung von Hand betont. Für die Ausstellung Thank You Error hat er neben den Keramiken noch Videoarbeiten aus der 20-teiligen Serie »Will.je.suis« ausgewählt, die im Untergeschoss der Galerie präsentiert werden. In einigen Videos ist der Kopf mit einer großen Tonmasse bedeckt, deren Oberfläche abgekratzt wird, um ein Inneres aus leuchtend farbiger Flüssigkeit freizulegen. In anderen werden glasierte Keramikmasken zertrümmert, um steinerne Hohlräume freizulegen und mit überdimensionalen Tonhänden werden Texte auf Tonfassaden gekritzelt. Die Videos sind kurze, intensive Arbeiten, die Cobbings körperliche Auseinandersetzung mit dem Material Ton und Farbe zeigen und somit in den direkten Dialog mit den Werken der Ausstellung treten.

Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf das Buch »Antifragile« von Nassim Nicholas Taleb, in dem er erklärt, wie die Dinge von Unordnung profitieren, oder wie unvorhersehbare Ereignisse die Chance für kreative Spontanität bieten. Doch um gut und angemessen auf Situationen zu reagieren, auf die man nicht vorbereitet ist, braucht man viel Übung, das heißt Improvisation kommt nicht einfach aus dem ›Nichts‹.

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